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DDR-Doping "Eine Heidi Krieger ist mir fremd"

Früher hieß er Heidi Krieger und gewann Gold bei den Europameisterschaften für die DDR im Kugelstoßen. Heute ist "Heidi" für Andreas Krieger eine Fremde. Dabei handelt es sich um dieselbe Person. Sein Vorwurf: Das DDR-Doping förderte transsexuelle Neigungen und "Heidi" ließ sich in "Andreas" umwandeln.

Berlin - Vom Glanz der Goldmedaille ist nichts mehr geblieben. "Eine Heidi Krieger ist mir fremd", erklärte der heute 34-jährige Andreas Krieger am Dienstag vor dem Berliner Landgericht im DDR-Dopingprozess. 1983 erhielt Heidi Krieger erstmals männliche Hormonpräparate als Dopingmittel. Bei den Europameisterschaften 1986 errang sie den ersten Platz im Kugelstoßen der Frauen. Elf Jahre später unterzog sie sich einer operativen Geschlechtsumwandlung zum Mann und heißt jetzt Andreas Krieger.

Beim DDR-Doping-Prozess schwiegen die Angeklagten, DDR-Sportchef Manfred Ewald und der Leiter seiner medizinischen Abteilung, Manfred Höppner, weiter eisern. Der tragischen Lebensgeschichte von Andreas Krieger hörten sie mit unbeweglichen Mienen zu.

"Ich weiß nicht, wo ich heute wäre ohne unterstützende Mittel", beschrieb Andreas Krieger. Er behauptet nicht, das Doping sei die alleinige Ursache seiner Geschlechtsumwandlung. Allerdings hätten die Mittel seine transsexuelle Neigung forciert. Sein Vorwurf lautet: Ärzte, Trainer und Funktionäre hätten seine Probleme ignoriert und trotz des Wissens um mögliche Folgen die Verabreichung der männlichen Hormone zugelassen. Damals sei statt der männlichen Hormone auch eine Behandlung mit weiblichen Hormonen möglich gewesen, meinte er.

Worauf die Nebenwirkungen zurückzuführen sind, sei ihm damals verschwiegen worden: "Der Beipackzettel war Silberfolie", schilderte Krieger. Allerdings habe er schon damals gewusst, dass die blauen Pillen kein "sauberes Mittel" gewesen seien.

Dass Spitzenleistungen im Kugelstoßen auch ohne Doping möglich sind, glaubt Krieger heute nicht mehr. Leistungen von mehr als 20 Meter von Frauen seien biologisch gar nicht möglich. "Das geht nicht", betonte Krieger. Der Ex-Athlet wird nun lebenslang ärztliche Behandlung benötigen. Alle drei Wochen erhält er eine Spritze mit männlichen Hormonen, die sein Körper nicht selbst erzeugen kann. Seine Situation hat er aber akzeptiert: "Mit dem Herrn Krieger kann ich mich identifizieren."