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spüren

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GrammatikVerb · spürt, spürte, hat gespürt
Aussprache 
Worttrennung spü-ren
Wortbildung  mit ›spüren‹ als Erstglied: spürbar · Spürhund · Spürnase · Spürpanzer · Spürsinn
 ·  mit ›spüren‹ als Letztglied: abspüren · anspüren · aufspüren · ausspüren · durchspüren · erspüren · Gespür · herausspüren · nachspüren · verspüren
 ·  mit ›spüren‹ als Binnenglied: Gasspürgerät
Mehrwortausdrücke  etw. im Urin spüren
eWDG

Bedeutungen

1.
etw. körperlich wahrnehmen
Beispiele:
eine Berührung, einen Luftzug, stechenden Schmerz spüren
Hunger, Müdigkeit spüren
einen schlechten Geschmack, ein Würgen im Hals spüren
spürst du schon die Wirkung der Tablette, Spritze?
er spürte sein Herz schneller schlagen
eine Krankheit, das Alter am eigenen Leibe spüren, zu spüren bekommen
jmd. spürt die, seine Jahre (= jmd. hat Beschwerden, die auf sein vorgeschrittenes Alter zurückzuführen sind)
jmd. spürt seinen Magen, seine Galle (= jmds. Magen, Galle schmerzt)
er spürt den Wein (= die Wirkung des Weins)
jmd. bekommt den Stock, jmds. Fäuste zu spüren (= jmd. wird von jmdm. mit dem Stock, den Fäusten geschlagen)
vielleicht hatte sie auch nichts gespürt, denn ich hatte sie tatsächlich nur mit den Fingerspitzen angetippt [ KafkaAmerika308]
2.
etw., besonders einen seelischen Vorgang, innerlich wahrnehmen
Beispiele:
jmd. spürt Angst, Widerwillen
jmd. spürt jmds. Überlegenheit, Hass, Blick
sie ließ ihn ihre Geringschätzung, Verachtung deutlich spüren
jmd. spürt ein menschliches Rühren
hast du nicht gespürt (= gemerkt), dass sie dir damit helfen wollte?
von Freude, Begeisterung war nichts zu spüren
jetzt hat er ihren Egoismus am eigenen Leibe gespürt, zu spüren bekommen
3.
(mit Hilfe eines Hundes) ein Wild suchen, der Spur eines Wildes folgen
Beispiele:
die Hunde spüren (einen Fuchs), im Unterholz nach Wild
spürende Jagdhunde
Ich hab den Sechserbock wieder gespürt, den der Rittmeister so gerne kriegen wollte [ FalladaWolf1,273]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Spur · spurlos · Spurweite · großspurig · spuren · spüren · spürbar · Spürhund · Spürsinn
Spur f. ‘(Fuß)abdruck, hinterlassenes Zeichen, Fährte’, ahd. spor n. ‘Fußspur’ (8. Jh.), mhd. spor, spur, spür f. n. ‘Fährte, Spur’, mnd. spōr n., mnl. spōr(e) n., nl. spoor, aengl. anord. spor n., schwed. spår (germ. *spora n. ‘Fußabdruck’) sind abgeleitet im Sinne von ‘Tritt’ von germ. *spurnan ‘treten’ (s. Sporn) und gehören zur Wurzel ie. *sp(h)er(ə)- ‘zucken, mit dem Fuße wegstoßen, zappeln, schnellen’. Das zunächst neutrales Genus aufweisende germ. *spura- entwickelt im Mhd. feminin gebrauchte Formen, die sich im 16. Jh. durchsetzen. Spur bedeutet als altes Jagdwort ‘durch Tritt mit dem Fuß hinterlassener Abdruck’ (auf einer Unterlage, im Boden), übertragen das ‘hinterlassene Zeichen’, vgl. keine Spur ‘kein Zeichen’ (z. B. keine Spur von Mitleid), nicht die geringste Spur ‘nicht das geringste Merkmal, nicht der geringste Anhaltspunkt’ (alle 18. Jh.). – spurlos Adv. ‘ohne jeden Anhaltspunkt, Nachweis’ (18. Jh.). Spurweite f. ‘Schienenabstand’ bei der Eisenbahn (19. Jh.). großspurig Adj. ‘aufgeblasen, angeberisch’ (19. Jh.). spuren Vb. (von Wagen) ‘eine Spur halten’, übertragen ‘sich einordnen, nicht abweichen, gehorchen’ (19. Jh.). spüren Vb. jägersprachlich ‘die Spur suchen, ihr folgen’, übertragen (13. Jh.) ‘wahrnehmen, merken’, (17. Jh.) ‘empfinden, fühlen’, ahd. spurien, spurren ‘der Spur des Wildes nachgehen’ (8. Jh.), mhd. spürn, auch ‘etw. aufsuchen, wahrnehmen’, mnl. spōren, spueren ‘nachspüren, forschen, untersuchen’, nl. speuren, aengl. spyrian ‘eine Spur machen, verfolgen, reisen, nachforschen’, anord. spyrja, schwed. spörja ‘fragen, hören, erfahren’ (germ. *spurjan). spürbar Adj. ‘fühlbar, merklich’ (18. Jh.). Spürhund m. ‘Jagdhund für das Aufspüren der Fährte des Wildes’, ahd. spurihunt (11. Jh.), mhd. spürhunt. Spürsinn m. ‘Fähigkeit zur Fährtensuche’ (beim Jagdhund), ‘feines, untrügliches Gefühl, etw. zu finden’ (18. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

Psychologie
empfinden · fühlen · spüren · verspüren · wahrnehmen
Oberbegriffe
Unterbegriffe
Assoziationen
  • taktile Wahrnehmung
  • Fühlbarkeit · Taktilität

(eine) Nase haben für · (etwas) sagt jemandem sein Bauchgefühl · (irgend)etwas sagt(e) ihm / ihr / ihnen · Lunte riechen · spüren · wittern  ●  (einen) Riecher haben (für) fig. · den Braten riechen fig. · im Urin haben fig.
Assoziationen
  • (jemandem ist / wird) mulmig (bei) · (jemandem ist etwas) nicht ganz geheuer · (jemandem ist) unbehaglich (bei) · (jemandem ist) ungemütlich (bei) · (jemandem ist) unwohl (bei)  ●  (jemandem ist) nicht ganz wohl (bei) ugs.
  • (ein) ungutes Gefühl haben (bei) · (jemandem) nicht geheuer sein · (jemandem) nichts Gutes schwanen
  • (die) Intuition haben · den siebten Sinn haben · intuitiv wissen
  • (die) Zeit gekommen sehen · Hoffnung schöpfen · seine Chance für gekommen halten · sich im Aufwind fühlen  ●  Morgenluft wittern fig.
  • (eine) dunkle Ahnung haben · (etwas) ahnen · (jemandem) schwanen · Vorahnung(en) haben · erahnen · erwarten · kommen sehen · vorausahnen · voraussehen · vorhersehen · wittern
  • (das) zweite Gesicht (haben) · hellsehen können · hellseherische Fähigkeiten (haben) · prophetische Gabe(n) (haben)
  • (den) richtigen Riecher haben · (ein) Gespür haben (für) · (ein) Näschen haben (für) · (eine) Nase haben (für) · (einen) Riecher haben (für) · (etwas) wittern
  • Ahnung · Bauchgefühl · Eingebung · Gefühl · Gespür · Instinkt · Intuition · Spürsinn · Vorahnung · innere Stimme  ●  siebter Sinn scherzhaft-ironisch · sechster Sinn ugs. · so ein Gefühl ugs.
  • (das) sichere Gefühl haben (dass) · (ein) sicheres Gespür haben (für) · (einen) untrüglichen Instinkt haben
  • (etwas) bemerken · (jemandem) auffallen · (jemanden) aufhorchen lassen · (jemanden) stutzen lassen · aufmerksam werden (auf) · hellhörig werden · stutzen · stutzig werden

Psychologie
empfinden · fühlen · spüren · verspüren · wahrnehmen

(jemandem etwas) ansehen · ahnen · erahnen · heraushören · intuitiv erfassen · spüren  ●  erspüren geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›spüren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›spüren‹.

Verwendungsbeispiele für ›spüren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Daß sein Wort nicht gefragt war, bekam er deutlich zu spüren. [Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 21]
Nach einer Zeit des Abstandes spürt man die Nähe um so intensiver. [Alt, Franz: Liebe ist möglich, München: Piper 1985, S. 106]
Von solcher Initiative war jedoch nichts zu spüren, offenbar ein Zeichen erlahmender Energie. [Heuß, Alfred: Hellas. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 3680]
Sie spürt irgendwie, daß es ernst zu nehmen ist, und sie ist bereit, mit ihm eigene Erfahrungen zu machen. [Bohne, G.: Jugendpsychologie. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1959], S. 19973]
Man muss die Freiheit zumindest einige Jahre lang spüren, sie atmen, man muss merken, dass man tun kann, was man eigentlich möchte – endlich! [Die Zeit, 18.11.1999, Nr. 47]
Zitationshilfe
„spüren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/sp%C3%BCren>.

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selten häufig

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Wortverlaufskurve ab 1946

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