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Beziehung

Die Phasen einer Beziehung

Veröffentlicht am:16.03.2023

5 Minuten Lesedauer

Aktualisiert am: 18.12.2023

Liebe auf den ersten Blick, die ein Leben lang anhält? Die gibt es in der Regel nur im Märchen. Die meisten Beziehungen durchlaufen unterschiedliche Phasen – mal bessere, mal schlechtere. Das Wissen darüber kann Paaren helfen, emotionale Stürme gut zu überstehen.

Ein Paar läuft Arm in Arm über eine Brücke.

© iStock / miniseries

Wie viele Phasen durchläuft eine Beziehung?

Gerade noch waren Sie bis über beide Ohren verliebt – und dann folgt das plötzliche Erwachen: „Wie konnte ich mich nur so täuschen?“, fragen Sie sich. Wenn sich Wolke sieben in Luft auflöst und stattdessen ein Gewitter am Beziehungshimmel aufzieht, sind viele Paare enttäuscht oder denken sogar an Trennung. Tatsächlich ist es ganz natürlich, dass auf die ersten großen Gefühle oft Ernüchterung folgt. Denn Beziehungen verlaufen in verschiedenen Phasen.

Die Zeiträume der einzelnen Phasen können zwar individuell sehr unterschiedlich sein, aber es gibt durchaus Muster. Dabei hat so gut wie jede Beziehung typische Hochs und Tiefs, die wenigsten verlaufen geradlinig. Wer sich dessen bewusst ist, kommt mit Schwierigkeiten eventuell besser zurecht.

Der amerikanische Verhaltenstherapeut John Gottman, Experte der Paartherapie, hat jahrzehntelang die Mechanismen von Beziehungen und Ehen erforscht. Er identifizierte drei Stadien der Liebe. Diese Phasen einer Beziehung lassen sich nur schwer in Jahren ausdrücken – sie dauern unterschiedlich lange. Aber es gibt laut seinen Erkenntnissen bestimmte Wendepunkte, an denen die Liebe sich entweder vertiefen oder abflachen kann.

Phase 1 einer Beziehung: Verliebtheit

Die erste Verliebtheitsphase ist aufregend – ein Ausnahmezustand für Körper, Herz und Hirn. Im Bauch flattern Schmetterlinge, der Puls geht schneller. Verliebte können an nichts anderes denken als an den Liebsten oder die Liebste – sie sind regelrecht besessen vom anderen. Der Körper eines Liebenden produziert eine natürliche Form des Amphetamins. Sie fühlen sich wach und aufgekratzt. Pheromone, menschliche Duftstoffe, unterstreichen den Eigengeruch. Sie sorgen dafür, dass die auserwählte Person für ihren Partner oder ihre Partnerin nicht nur attraktiv aussieht, sondern auch gut riecht.

Oxytocin, umgangssprachlich als „Kuschelhormon“ bezeichnet, wird immer dann ausgeschüttet, wenn sich Menschen zärtlich berühren. Ein Grund dafür, weshalb frisch Verliebte die erste Phase der Beziehung oft Arm in Arm verbringen. Oxytocin stimuliert außerdem die Ausschüttung weiterer Stoffe, darunter Dopamin – ein Glücksbotenstoff.

Dieser Hormon-Mix kann sich jedoch ungünstig auf unser Urteilsvermögen auswirken. Verliebten fehlen in der ersten Phase der Beziehung oftmals Antennen für Warnsignale. Dieses Hochgefühl dauert meist zwischen drei Monaten bis ein Jahr.

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Phase 2 einer Beziehung: Vertrauen aufbauen

In der zweiten Phase ist die rosarote Brille in der Regel abgesetzt, die Liebenden sehen wieder klarer. Macken und Eigenheiten können ihn oder sie nicht mehr ganz so anziehend wirken lassen wie am Anfang der Beziehung, zum Beispiel ihre Eifersucht oder seine Unordnung. Er muss immer recht haben, sie schraubt nie die Zahnpastatube zu? Ungeliebte Verhaltensmuster oder Gewohnheiten des Gegenüber können zu Missstimmung und Zweifel an der Beziehung führen. „Hältst du zu mir, wirst du für mich da sein?“, die Frage nach Sicherheit steht im Zentrum. Diese zweite Phase ist die schwierigste Zeit in einer Liebesbeziehung. Meist setzt sie innerhalb der ersten zwei Jahre ein. Unterschiedliche Vorstellungen können zu Enttäuschung, Traurigkeit, Wut und Streit führen. Viele Paare trennen sich schon vor ihrem ersten Jahrestag.

Ob ein Paar die Phase zwei übersteht, hängt wesentlich davon ab, wie es bei Streitigkeiten miteinander umgeht. Dominieren die Vorwürfe oder werden die Versäumnisse in der Partnerschaft betont, dann steht die Liebe unter einem schlechten Stern. Menschen, die sich einander wertschätzen, haben gute Chancen auf gemeinsames Glück.

Übrigens konnte Gottman erstaunlicherweise nach nur kurzer Beobachtung streitender Paare voraussagen, ob sich die beiden jeweils innerhalb der nächsten Jahre trennen würden – mit 90-prozentiger Trefferquote. In seinem „Liebes-Labor“ (Love Lab) untersuchte er Kommunikationsstil, Körpersprache und die körperlichen Reaktionen während eines Konflikts. Für eine stabile Beziehung müssen die positiven Interaktionen überwiegen, und zwar mindestens im Verhältnis 5:1. Im übertragenen Sinne bedeutet das, dass beispielsweise einer geäußerten Kritik fünfmal Lob, Bestätigung oder Anerkennung gegenüberstehen sollten. Paare, bei denen das gegeben ist, scheinen eher zusammen zu bleiben, als Paare, auf die das nicht zutrifft.

Ein Paar spricht miteinander.

© iStock / SDI Productions

Konflikte konstruktiv angehen und lösen – das ist für eine lange, glückliche Beziehung wichtig.

Phase 3 einer Beziehung: Bindung und Loyalität entstehen

Paare, die die Hürde der zweiten Phase gemeistert haben, lernen sich in der dritten Phase wirklich kennen und binden sich emotional tiefer. Das bedeutet, den Partner oder die Partnerin als ganze Persönlichkeit zu schätzen, die Werte des anderen anzuerkennen. Engagement und Loyalität sind die Basis für eine stabile Beziehung – ob für einen längeren gemeinsamen Zeitraum oder ein Leben lang.

Glückliche Paare gehen also sanfter miteinander um als diejenigen, die in einer „Beziehungskatastrophe“ stecken. Doch wo lauern die Beziehungskiller? Es sind vermutlich ganz bestimmte, destruktive Verhaltensweisen. Treten sie geballt auf, dann sind sie ein schlechtes Omen für die Liebe. Gottman spricht von den „vier Reitern der Apokalypse“: Kritik, Verteidigung, Verachtung und Mauern – allesamt Indikatoren, die eine Trennung beziehungsweise Scheidung begünstigen können.

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Wie können Paare Höhen und Tiefen einer Beziehung überstehen?

Was tun, wenn die Zweifel an der Beziehung nagen? Wenn der Lieblingsmensch sich plötzlich als ein Wesen mit Ecken und Kanten entpuppt? Ein wesentlicher Schlüssel für gegenseitiges Vertrauen ist laut Fachleuten Einfühlungsvermögen oder Empathie: die Fähigkeit, Konflikte aus dem Blickwinkel des oder der anderen zu betrachten. Für schwierige Gespräche entwickelte John Gottman gemeinsam mit seiner Frau Julie ein Kommunikationsmodell. Es kann Paaren helfen, sich einander anzunähern, selbst wenn die Standpunkte weit auseinanderliegen. Der englische Begriff „attune“ bedeutet in etwa „sich auf jemanden einstellen“. ATTUNE ist ein Akronym, das für sechs Prozesse steht:

  • A (awareness): das Bewusstsein für den Schmerz des Partners oder der Partnerin
  • T (tolerance ): Toleranz, also den Standpunkt des anderen akzeptieren können
  • T (turning toward): Verbundenheit, ein Gefühl für die Bedürfnisse des Partners oder der Partnerin
  • U (trying to understand): der Versuch, den Partner oder die Partnerin zu verstehen
  • N (non-defensive listening): Zuhören, ohne sich zu verteidigen
  • E (empathy): Einfühlungsvermögen

Paare, die sich auf diese Weise auseinandersetzen können, sind besser aufeinander abgestimmt. Sie kennen Gemeinsamkeiten und Trennendes – und akzeptieren beides. Das bedeutet nicht, dass keine Konflikte mehr auftauchen, doch sie lassen sich konstruktiv lösen. Die Beziehung ist nicht mehr das emotionale Feuerwerk des ersten Verliebtseins, sie ist auf einer höheren Ebene angekommen: verlässlich, befriedigend und stabil.

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